Geschichte

Einrichtung eines Gymnasiums in Nellingen als dem geografischen Mittelpunkt der Fildergemeinden des Landkreises Esslingen notwendig wegen

  • Schulraumnot an den Esslinger Gymnasien
  • zahlreicher Neubaugebiete auf den Fildern

Beginn mit 353 Schülern in 10 Klassen (untergebracht in der Realschule Nellingen)

1968

Gründung

1969

Namensgebung "Otto-Hahn-Gymnasium"

1974

Einweihung Schulgebäude

2000

Einweihung Erweiterungsbau

Zahlen Schuljahr 2023/2024

Schülerzahl: 1051
Lehrerkollegium: 101 Lehrkräfte
Klassen: 30 Klassen von Kl.5 bis Kl.10 sowie 21 Tutorenkurse in der Kursstufe

Schulprofil

Sprachliches Profil mit Italienisch (E-F-IT/E-L-IT)
Naturwissenschaftliches Profil (mit E-F/E-L)
Sportprofil
IMP-Profil

Besonderheiten

Kulturschule Baden-Württemberg
Projektschule Erasmus+
Partnerschule im Bildungsprogramm “Sokrates”
Partnerschule im Olympiastützpunkt Stuttgart
Projektschule Aktion "Klimaschutz und Energiesparen"

Abschluss

Allgem. Abitur, Gr. Latinum

Arbeitsgemeinschaften

Schwerpunkt Musik und Sport
Zusätzlich Bild. Kunst, Theater, Technik, Internet, Handarbeit, Tierpflege

 

Die ersten 139 Schülerinnen und Schüler besuchten, aufgeteilt in 3 Klassen, im September 1968 das neu gegründete Otto-Hahn-Gymnasium (Progymnasium) in Nellingen. Unter der Leitung von Gründungsrektor Ottmar John wurde das Gymnasium kontinuierlich aufgebaut und 1974 konnten die jetzigen Räumlichkeiten von 1000 Schülerinnen und Schülern bezogen werden, deren Unterricht von 50 Lehrkräften getragen wurde. Zum Vergleich: Heute (2020) besuchen 909 Schülerinnen und Schüler das OHG und werden von 84 Lehrkräften unterrichtet.

Aufgrund der hohen Anmeldezahlen wurde bereits 1976 mit dem Heinrich-Heine-Gymnasium ein zweites Gymnasium eröffnet. Die Stadtväter hatten mit dieser Entscheidung großen Weitblick bewiesen. Entstanden doch so zwei überschaubare Gymnasien, die durch Kooperation ein besonders breites Spektrum an Lehrangeboten in der Oberstufe anbieten können.

Alle gesellschaftlichen, technologischen und die damit einhergehenden bildungspolitischen Entwicklungen des vergangenen halben Jahrhunderts spiegeln sich direkt im Schulleben des Otto-Hahn-Gymnasiums wider. In der unmittelbaren menschlichen Begegnung im Unterricht und bei außerunterrichtlichen Aktivitäten nimmt all dies konkrete Gestalt an.

Das miteinander in eine positive Beziehung treten können macht auch heute noch den besonderen Geist am OHG aus. Neben dem fachlichen und methodischen Lernen macht sich dies vor allem bei der Ausbildung sozialer Fähigkeiten und der Persönlichkeitsentwicklung bemerkbar. Als besonders bedeutsam haben sich hierbei die reichhaltigen Angebote in Musik, Kunst, Theater und Sport, aber auch die kulturell anregenden Reisen insbesondere im Rahmen des Fremdsprachenunterrichts für die Schülerinnen und Schüler erwiesen. Mit dem von der EU finanziell geförderten Erasmus+ - Programm wurde der internationale Austausch in den letzten Jahren in besonderer Weise erweitert. Hierzu passt auch die Vorbereitung eines bilingualen Zuges Englisch, der im Jahr 2020 beim Kultusministerium für das OHG beantragt wurde. Inzwischen wurde er genehmigt, was für interessierte Schülerinnen und Schüler ab Klasse 5 ein weiteres zusätzliches Angebot ab dem Schuljahr 2021/22 eröffnet.

Die mit dem Gründungsjahr 1968 verbundenen Assoziationen lassen schon erahnen, wie bewegt die Zeit von diesem Ausgangspunkt bis heute war. Die Aufarbeitung der Kriegsvergangenheit, das Aufbrechen überkommener gesellschaftlicher Strukturen und die Entwicklung von mehr bürgerlicher Mitsprache nahmen zu dieser Zeit an Fahrt auf und kristallisierten sich in der 68 – er Bewegung.

Ein Aufbruch, der mehr soziale Gerechtigkeit und Wohlstand für alle versprach. Bereits kurz zuvor hatte sich mit der von Georg Picht prognostizierten Bildungskatastrophe der Wunsch nach einer Erhöhung der Abiturientenzahlen politisch angebahnt, um das geistige Potential der gesamten Bevölkerung ausschöpfen zu können. Das Bildungssystem, aber auch der Sozialstaat wurde in den 70-er Jahren massiv ausgebaut. So haben sich die Abiturientenzahlen seit dem Gründungsjahr des OHG für einen Jahrgang von 10 % auf heute mehr als 40 % erhöht. Die damals noch obligatorische Eingangsprüfung für das Gymnasium wich zunächst der verbindlichen Grundschulempfehlung; heute liegt die Entscheidung ganz bei den Eltern.

Selbst im damals ausgesprochen konservativen Baden-Württemberg wurden in den 70-er Jahren einige Gesamtschulen versuchsweise eingeführt, aber auch schnell wieder beschnitten. Ein besonderer Meilenstein war die Einführung des Kurssystems in der Oberstufe 1978, das in der Vergangenheit mehrmals verengend modifiziert und nun wieder mehr Differenzierungsmöglichkeiten bietet.
Auch die rasante und sich immer mehr beschleunigende technische Entwicklung, das Erkennen und Spüren der ökologischen Folgen und Schäden einer zunehmend auf Wachstum und Profit ausgerichteten Wirtschaft, die deutsche Wiedervereinigung, die Etablierung neoliberaler Ansichten und die Globalisierung nahmen über die sich anschließenden bildungspolitischen Entscheidungen Einfluss auf die Schulstruktur, den gymnasialen Fächerkanon und die Bildungspläne.

Ausgangspunkt für eine Reihe von massiven Veränderungen in der Schullandschaft war der sogenannte „Pisa-Schock“ aus dem Jahr 2001 (Veröffentlichung), in der an von außen definierten Qualitätskriterien die Lernstände 15-jähriger Schülerinnen und Schülern überprüft und einem internationalen Vergleich unterzogen wurden. In dessen Folge etablierte sich ein aufwendiges Evaluationssystem an den Schulen, dessen Weiterentwicklung noch in vollem Gange ist. Gleichzeitig wurde den Gymnasien Raum für Profilierungen und Schwerpunktsetzungen gegeben. Am OHG haben sich Naturwissenschaft und Technik, Italienisch und Sport als sogenannte Profilfächer für die Klassen 8 bis 10 seither etabliert.

Bereits Mitte der 90-er Jahre wurde das OHG Partnerschule des Olympiastützpunktes und ermöglicht es seither durch einen Kanon an ausgefeilten schulischen Unterstützungsmaßnahmen Spitzensportlern die Verbindung von Leistungssport und schulischer Ausbildung. 2017 konnte sogar eine Weltmeisterin im Trampolinturnen gekürt werden.

Die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit von 9 auf 8 Schuljahre im Schuljahr 2004/05 und die damit einhergehende Ausgestaltung der offenen Ganztagesschule waren eine große Herausforderung für Schule und Schulträger. Mittlerweile hat sich ein ausgeklügeltes Betreuungssystem, das zum Teil von hierzu besonders ausgebildeten Schülerinnen und Schülern mitgetragen wird, am OHG etabliert.
Die Schullandschaft ist unübersichtlicher und überlappender geworden. Damit einhergehend ist auch die Schülerschaft an den einzelnen Schulen in ihrer Zusammensetzung heterogener geworden. Vor allem aber sind die Änderungsintervalle im Laufe der letzten 50 Jahre immer dichter geworden und die Erwartungshaltung an die Schulen ist enorm gestiegen.

Es stellt sich die Frage, welche Funktionen die Schule in der 8-jährigen Gymnasialzeit erfüllen sollte, aber auch welche sie überhaupt erfüllen kann. Ganz allgemein liegen die Ziele damals und heute auf der Entwicklung personaler, sozialer, fachlicher und methodischer Kompetenzen, die zukünftig eine verantwortungsvolle Teilhabe in der Gesellschaft ermöglichen. Wünschenswert wäre jede einzelne Schülerin und jeden einzelnen Schüler in diesen Entwicklungsfeldern passgenau individuell zu fördern. Wir versuchen dieser Aufgabe im Rahmen der vorhandenen Ressourcen auf verschiedenen Ebenen so gut wie möglich nachzukommen.

Unerlässlich ist es dabei, die Lernzugänge im Unterricht methodisch zu erweitern und neue Unterrichtskonzepte zu entwickeln. Ein exponierter Bereich der Unterrichtsentwicklung ist am OHG das Modell des Kooperativen Lernens, der beständig durch interne und externe Fortbildungen weiterentwickelt wird. Eine weitere für die individuelle Förderung wichtige etablierte Säule stellen die flexiblen Intensivierungsstunden (FIS) dar, die im Sinne von Schwächen schwächen und Stärken stärken als fest umrissene Zusatzstunden angeboten werden. Exklusiv in B.W. ist die seit dem Schuljahr 2017/18 für Bundeskaderathleten bestehende Option in der Kursstufe die Schulzeit von 2 auf 3 Jahre zu strecken, um Schule und Leistungssport besser miteinander vereinbaren zu können. Gleichzeitig nahm das OHG in jeweils zwei Klassen von Klasse 7 bis 9 durchgehend an einem wissenschaftlich begleiteten mehrjährigen Schulversuch teil, bei dem die Schülerinnen und Schüler der genannten Klassen komplett mit Tablets ausgestattet wurden. Dazu passend wurde zusammen mit den anderen Schulen in Ostfildern und der Stadt ein Medienentwicklungsplan erarbeitet. In der Corona-Krise ab 2020 erwiesen sich die hier gemachten Erfahrungen als besonders nützlich.

Ein ganz tragendes Element von Schule ist es, inwieweit es gelingt, Schülerinnen und Schüler aktiv und verantwortungsvoll am Schulleben zu beteiligen. Neben dem hieraus erwachsenden Selbstbewusstsein liegt darin sehr viel Potential, demokratische Elemente erfahrbar zu machen. Beispielhaft seien hier Schulsanitäter, Schülermentoren, Jugendbegleiter, Patenschaften und die Schülernachhilfe genannt. In den Klassenstunden erweist sich dabei der Klassenrat als ein wichtiges Element der demokratischen Teilhabe. Zentral ist in diesem Zusammenhang die Arbeit der SMV, die am OHG für sich eine sehr professionelle Struktur entwickelt hat und eine Vielzahl von Projekten durchführt. Hierzu gehören beispielsweise Schülerumfragen, deren Ergebnisse im Dialog mit den Lehrkräften aufgearbeitet wurden und der Klimamarsch von 2019 verbunden mit den anhängigen Projekttagen.

Das OHG ist ein sehr komplexes Gefüge, das sich nur dann gut entwickeln kann, wenn sich alle daran beteiligten Personen und Institutionen mit ihren unterschiedlichen Blickwinkeln hierin einbringen. Dazu gehört beim Ringen um gute Lösungen Offenheit, Wertschätzung, Vertrauen, Toleranz, Empathie und die Bereitschaft zu Kompromissen.

Hierfür befinden sich vor Ort der Schulträger, alle kooperierenden Schulen und Firmen, der Förderverein, die Eltern, die Schülerinnen und Schülern mit der SMV, die Sozialarbeiterinnen, die Sekretärinnen, die Hausmeister, das Lehrpersonal und die Schulleitung in einem konstruktiven Dialog.

Vor diesem Hintergrund bin ich sehr zuversichtlich, dass am Otto-Hahn-Gymnasium die zukünftigen Herausforderungen im Sinne der ihm anvertrauten Schülerinnen und Schüler sehr gut gemeistert werden können. Dafür wünsche ich allen, die an und in unserer Schule mitwirken, viel Erfolg und gutes Gelingen.

Mario Lietzau
Schulleiter