Über einen Zeitraum von ca. 2 Monaten erlebte eine 10. Klasse des OHGs den Mathematik-Unterricht in der Projektform namens „flipped classroom“. Das bedeutete, dass die Erklärungen und Aufschriebe nach Hause verlagert wurden und im Unterricht ausschließlich geübt wurde. Die Hausaufgabe bestand immer daraus das Video zum nächsten Unterrichtsthema anzuschauen und den Aufschrieb zu erstellen. Es wurden keine Aufgaben allein daheim gelöst. Daher auch der Name des Projektes.
Die Idee habe ich von Prof. Dr. Christian Spannagel der Uni Heidelberg.
Im Nachhinein habe ich von einer Kollegin erfahren, dass diese Methode mittlerweile auch am Seminar den Referendaren gelehrt wird.
Die Umsetzung war für die Schüler*innen leicht, denn sie sind alle mit Tablets ausgestattet.
Die Umsetzung für mich, als Lehrerin, war eine Herausforderung, die ich gerne angenommen habe. Eine technologische Weiterentwicklung im Vergleich zu meinen Videos aus der Homeschooling-Zeit ließ ich mir nicht nehmen. Ich wollte, dass man mich sieht und gleichzeitig den Aufschrieb sieht. Sodass es für die Schüler*innen kaum ein Unterschied zum live-Unterricht ist. Den Aufschrieb hätte ich genau so auch in Präsens gemacht. Also musste neue Software und Hardware her (siehe Foto, Quelle: ich).
Hier eine Sammlung für die technisch Interessierten: (unbezahlte Werbung)
- Mikrofon
- Audio Interface, um Mikro mit Laptop zu verbinden
- Bluetooth Kopfhörer mit Laptop koppeln, als Audio-Ausgabe wählen, sonst entsteht ein Hall
- Webcam
- Webcam-Stativ
- zweiter Bildschirm, um dort Bildschirmaufnahme-Programm offen zu lassen zur Kontrolle
- Bildschirmaufnahmeprogramm „OBS Studio“ auf Laptop
- Notiz-App „Good Notes“ auf Tablet (nicht cloudbasiert!)
- Software „AirServer“ auf Laptop, um Tablet-Bildschirm, auf dem ich schrieb auf Laptop zu spiegeln, da OBS nur auf Laptop funktioniert und das Bild vom Laptop aufnimmt
- verschiedene Adapter zur Verknüpfung Laptop mit Bildschirm, Webcam, Interface, Strom, usw..
Mit Hilfe meines Freundes und anderen YouTube Kanälen habe ich in den Sommerferien viele Stunden damit verbracht mich einzuarbeiten.
Ich bin begeistert von dieser Art von Unterricht, da vor allem im Mathematik-Unterricht das Üben oft zu kurz kommt und auf die Hausaufgaben verlagert wird. Dort, wo die Schüler*innen am meisten Hilfe bräuchten, sind sie auf sich gestellt.
Leider löste das Projekt nicht bei allen Beteiligten Wohlwollen aus, sodass die „Verpflichtung“ die Videos zuhause zu schauen nun zur Beendigung des Projektes geführt haben. Noch mehr Aufwand zu betreiben, um der Minderheit eine Alternative zu bieten, ist nicht in meinem Sinne.
Dennoch nutze ich die Technik nach wie vor gerne in anderen Klassen anstelle von Vertretungsaufgaben. So verfilme ich im Voraus den Unterricht, wenn ich weiß, dass die Stunde ausfallen wird (z.B. Fortbildung).
Nun ist auch spannend zu lesen, was die Schüler*innen von dem Projekt halten. Das habe ich anhand einer anonymen Evaluation erfasst.
Autorin: Jessica Riexinger